Das war die Führungstour Spaghettirunde

Gipfelsammeln im Wallis

17.07.2023

Elf 4000er in weniger als einer Woche - geht nicht? Geht doch!

Mitte Juli traf sich ein bunter Haufen in Randa im Mattertal - Ziel: Zermatt und dann weiter mitten hinein ins Monte Rosa Gebiet, um in den folgenden Tagen entlang der berühmten Spaghettirunde jede Menge Hochtourenhighlights zu erleben. Mit dabei waren Johanna, Robert, Dominik und Stefan sowie Fabian von der Sektion Erlangen als zweiter Tourenführer und meine Wenigkeit.

Mit der Bahn ging es dann also erst einmal hinein in den Zermatter Zirkus, und von dort per Seilbahn zum Trockenen Steg. Über trostlos anmutende Skipisten bzw. deren Überreste, dafür mit umso beeindruckenderen Ausblicken auf Matterhorn, Zinalrothorn und andere tolle Gipfelziele, führte ein unschwieriger Zustieg zu unserem ersten Quartier, dem Rifugio Guide del Cervino auf 3480m. Unsere Befürchtungen, jetzt eine Woche lang SPaghetti serviert zu bekommen, bewahrheitete sich nicht - im Gegenteil, die Lasagne war mit das Beste, was auf Berghütten so serviert werden kann!

Am ersten "richtigen" Tourentag stand nach einer kurzen Nacht dann schon ein erster Namhafter Gipfel auf dem Programm: der Hauptgipfel des Breithorns (Breithorn Occidentale) mit seinen 4164m bot das perfekte Warmup für die kommenden Tage. Den Mittelgipfel sowie die Breithornzwillinge ließen wir aus, dafür ging es dann mit der Schwarzfluh (4075m) noch auf den östlichsten Gipfel des Breithornkamms. Von dort führte ein unschwieriger Abstieg zum Rifugio Guide della Val d'Ayas oder auch Rifugio Lambronecca (3425m).

Auch hier klingelte der Wecker früh, standen doch mit dem Castor und Pollux zwei weitere große Namen an. Leider hatten wir ein bisschen Pech mit dem Wetter, und nachdem das nahende Gewitter erste Stromschläge austeilte und der Sturm an den Jacken zerrte, entschieden wir kurz unterm Gipfel des Pollux (4092m) umzudrehen, um in weniger exponiertes Gelände zu gelangen. Auch wenn kurz darauf der blaue Himmel den EIndruck vermittelte, es hätte nie ein Gewitter gegeben, war es doch die richtige weil sichere Entscheidung.

Über eine steile Firnflanke erreichten wir dann den scharfen Gipfelgrat des Castor, der bei den ständig auftretenden Sturmböen gar nicht so trivial zu begehen war .... aber nach kurzer, vorsichtiger Gratwanderung, bei der das bereitgehaltene Sprungseil glücklicherweise nicht zum Einsatz kam, standen alle unversehrt auf dem Gipfel des Castor (4228m). Der Abstieg zum Rifugio Quintino Sella (3585m) über das Felikjoch verlief wieder problemlos.

Tag drei der Spaghettirunde - ein langer Tag stand uns bevor. Um das gute Wetter auszunutzen, wollten wir möglichst viele Gipfelziele bereits heute erreichen. Los ging es mit der Schneedomspitze, besser bekannt als Il Naso del Liskamm (4272m). Über die vereiste Westflanke ging es bis kurz unter den Gipfel, dabei kamen sowohl Eisschrauben als auch die Frontzacken der Steigeisen ausgiebig zum Einsatz. Der eiskalte Wind half nicht gerade, umso größer war die Freude, dass der Gipfelgrat den Wind abschirmte und es sogar ein sonniges Fleckchen gab. Nach kurzer Rast ging es ein paar Meter auf den Gipfel und dann in der schuttrigen Südflanke (die Ostflanke war bereits stellenweise blank) hinab auf den Lisgletscher, wo wir alsbald die breit ausgetretene Spur erreichten, die von den Hütten Gnifetti und Mantova herauf zogen. FÜr uns ging es aber erst einmal weiter zur Parrotspitze (4432m), die über einen herrlichen Firngrat erklommen wurde. Glücklicherweise war es heute deutlich weniger windig, sonst wäre auch dieser Grat eine heikle Angelegeheit geworden. So aber war es das reinste Vergnügen! Die Gipfel der Ludwigshöhe (4341m), des Schwarzhorn oder Corno Nero (4321m) sowie der Vincentpyramide (4215m) bildeten dann die Schlusspunkte dieses langen Tourentages, den wir auf der Capanna Giovanni Gnifetti (3547m) ausklingen ließen.

Die Entscheidung, bereits am Vortag einige Gipfel mehr mitzunehmen, erwieß sich als goldrichtig, da auch heute der Wind wieder extrem war und ein weiteres Gewitter und Schneetreiben durch das Monte Rosa Gebiet zog. Dennoch gelang es uns, zum zweiten Mal die Vincentpyramide zu besteigen (einige Teilnehmer hatten den Gipfel am Vortag ausgelassen), außerdem statteten wir dem Balmenhorn (4167m, kein offizieller 4000er aufgrund der geringen Schartenhöhe) ein schnellen Besuch ab und machten uns dann auf den Weg zur höchstgelegenen Hütte Europas: am Gipfel der Signalkuppe auf 4554m liegt die Capanna Regina Margherita. ALs wir auf der Hütte ankamen, war diese noch gefüllt mit Bergsteigern, die den Sturm abklingen lassen wollten, bevor sie sich auf den Weg machten - kein WUnder, waren wir doch froh, am Stück angekommen zu sein, nachdem Orkanböen reihenweise Seilschaften umwarfen.

Also die Hütte sich dann im Lauf des Mittags leerte, hieß es ausspannen und erholen für eine weitere kurze Nacht, bevor es dann schon wieder zurück nach Zermatt gehen würde.

Der letzte Tag - mit der Zumsteinspitze (4563m) wartete der höchste Punkt der Tour auf uns. Pünktlich zum Sonnenaufgang standen wir am Gipfel und genossen den Blick auf Dufourspitze, Nordend, Liskamm und viele weitere Gipfel.

Über den extrem zerklüfteten Grenzgletscher, vorbei an der Monte Rosa Hütte, hieß es dann 1700m Abstieg, um die Gornergratbahn zurück nach Zermatt zu erreichen. Eine tolle Tour ging damit zu Ende!

 

Felix (Trainer B Hochtouren)